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Olympia: Johnson (M.) gewann 1984 Gold in der Abfahrt
© AFP/SID/STAFF
Quelle: SID
16.02.2021 06:30 Uhr
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Das SID-Kalenderblatt am 16. Februar: Bill Johnson wird Abfahrts-Olympiasieger

München (SID) - Eines der letzten Bilder, die es von Bill Johnson gibt, zeigt einen Mann, wie sich kein Mann sehen will. Er sitzt in einem Rollstuhl mit sechs Rädern. Das linke Auge ist geschlossen, das rechte beinahe. In einer Tasche an der linken Armlehne stecken ein Trinkbecher und die obligatorischen Zigaretten, vor ihm auf dem Tisch stehen zwei Aschenbecher. Das Bild entstand 2011.

Fast 22 Jahre zuvor hatte die Welt Bilder von einem ganz anderen Johnson gesehen. Am 16. Februar 1984 fuhr ein 24 Jahre altes Großmaul aus den USA, ein "Nasenbohrer", wie ihn Österreichs Ski-"Kaiser" Franz Klammer verächtlich nannte, bei der Olympia-Abfahrt allen davon. Mit Ansage! Danach aber ging es bergab. Die letzten Jahre seines Lebens war Johnson in einem Pflegeheim in Gresham bei Portland/Oregon untergebracht. Bingo um drei, Abendessen um sechs.

Die Karriere von William Dean Johnson begann eher ungewöhnlich. Mit 17 stand er wegen Autodiebstahls vor Gericht, der Richter stellte ihn vor die Wahl: Ski-Internat oder Knast. Nur sechs Jahre später fuhr er im Weltcup mit, ging allen auf die Nerven mit seiner rüden und überheblichen Art, er war, salopp gesagt, ein ziemlicher Kotzbrocken. Nach Sarajevo stürzte er sportlich ab. Er machte sich unbeliebt im Team, für Olympia 1988 qualifizierte er sich nicht.

Aus der Kurve flog Johnson 1992, als sein jüngster Sohn, 17 Monate alt, im Whirlpool eines Freundes ertrank. Sieben Jahre später hatte ihn seine Frau Debbie mit den zwei anderen Söhnen verlassen, er war pleite, lebte in einem Trailer, wollte nicht mehr arbeiten, war ziellos, soff, nahm Drogen. Dann kam ihm eine Idee - und der tragische 22. März 2001, als der bereits 41 Jahre alte Johnson beim Versuch, sich für Olympia 2002 zu qualifizieren, in einem Trainingslauf zu den US-Meisterschaften stürzte.

Nach einer Notoperation lag Johnson drei Wochen lang im Koma. Er überlebte. Die linke Gehirnhälfte war seitdem geschädigt, die Beweglichkeit stark eingeschränkt. Doch Johnson kämpfte sich durch Reha-Maßnahmen, fuhr sogar wieder Ski, sie ließen ihn 2002 das Feuer in Salt Lake City tragen, ehe Wahrnehmung, Erinnerungs- und Urteilsvermögen sowie die Mobilität auch der rechten Körperhälfte nachließen. Dann, 2010, erlitt Johnson einen massiven Schlaganfall. Er wurde nach Gresham verlegt.

Nach einer Infektion im Juni 2013 verfügte Johnson: keine lebenserhaltenden Maßnahmen mehr! Danach wartete er auf den Tod - aber der Tod ließ den Mann, dem es nie schnell genug gehen konnte, noch warten. Dreieinhalb Jahre lang. Bis zum 22. Januar 2016.

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