Triumph für Daniel Tschofenig
Quelle: SID
06.01.2025 19:23 Uhr
zur Diashow

"Wahnsinn": Tschofenig gewinnt Tournee nach Nervenkrimi

Daniel Tschofenig gewinnt den Tournee-Krimi, weil Stefan Kraft mit dem Wind hadert. Die DSV-Adler sind chancenlos.

Bischofshofen (SID) Als Daniel Tschofenig auf den Schultern von Jan Hörl und dem tieftraurigen Stefan Kraft seinen Triumph bei der Vierschanzentournee genoss, standen die DSV-Adler einmal mehr enttäuscht im Abseits. "Wahnsinn! Ich kann gar nicht fassen, dass ich gewonnen habe. Das ist da oben noch gar nicht angekommen", sagte der erst 22 Jahre alte Tschofenig nach seinem furiosen Tagessieg in Bischofshofen, dem ein echter Nervenkrimi vorausgegangen war.

Tschofenig lag nach dem ersten Durchgang nur auf Rang fünf, dann zündete er eine Rakete auf 140,5 m und holte Platz um Platz auf. Die besten Karten hatte dennoch Kraft, der als Führender nach dem ersten Durchgang als letzter Springer ganz oben saß - und wegen des auffrischenden Windes mehrere Minuten warten musste. 137,5 m reichten nicht, Kraft fiel auf Rang drei zurück. Bester DSV-Adler beim furiosen Finale war Andreas Wellinger auf dem neunten Rang.

"Es hat schon ziemlich lang gedauert da oben", sagte Kraft, der als Dritter auch in der Gesamtwertung hinter Tschofenig und dem Tageszweiten Jan Hörl auf Rang drei zurückfiel: "Mir fehlte dann die letzte Spritzigkeit." Der strahlende Sieger Tschofenig gab derweil seiner Freundin Alexandria Loutitt einen langen Kuss. Die Weltmeisterin aus Kanada war nach ihrem Weltcup-Einsatz im 100 Kilometer entfernten Villach extra nach Bischofshofen geeilt.

Ein Bier gab es für den neuen König der Lüfte aber nicht. "Ich trinke keinen Alkohol mehr", verriet Tschofenig. Österreichs Dominanz war derweil auch beim Finale erdrückend: Es war der dritte Dreifachsieg des Austria-Adler bei dieser Tournee. Elf der zwölf Podestplätze gingen an den ÖSV – den bisherigen Rekord von neun Podiumsplätzen durch Finnland (1954/55) und Österreich (2011/12) pulverisierten die Co-Gastgeber locker. Zwischen Tschofenig und Hörl lagen am Ende in der Gesamtwertung nur 1,4 Punkte – nur dreimal in 73 Tournee-Jahren war es enger zugegangen.

Der deutsche Hoffnungsträger Pius Paschke flog zum Ende einer aus deutscher Sicht mauen Tournee auf Platz zwölf. Der fünfmalige Saisonsieger war als Führender im Gesamtweltcup und folglich als Mitfavorit zu den "Four Hills" gereist, musste dort aber die Überlegenheit der ÖSV-Adler neidlos anerkennen. Rang sechs in der Gesamtwertung war dennoch das beste Tournee-Ergebnis für den 34-Jährigen.

"Freuen kann ich mich nicht ganz, aber ich nehme sehr viele positive Sachen mit. Ich bin das erste Mal als Favorit in die Tournee gegangen - damit musste ich erstmal umgehen", sagte der Bayer im ZDF. Bundestrainer Stefan Horngacher gab zu: "Wir sind leider eher schlechter als besser geworden. Das müssen wir akzeptieren". Punkte sammelten am Montag auch Philipp Raimund (15.) und Karl Geiger (beide Oberstdorf/23.) - im Gegensatz zu Adrian Tittel (Aue/33.) und Felix Hoffmann (Goldlauter/36.).

"Es ist ein bisschen Verkrampfung aufgetreten, es ist leider Gottes in die falsche Richtung gegangen", sagte Horngacher. Einziger Trost: Vor zwei Jahren war das Abschneiden noch schlechter, damals hatte es sogar kein Deutscher unter die besten Zehn geschafft.

Mann des Tages war aber Tschofenig, der erst im Dezember den ersten Weltcupsieg seiner Karriere gefeiert hatte. Bei der Tournee hatte er das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen gewonnen, führte zur Halbzeit, fiel dann auf Rang drei zurück - und schlug in Bischofshofen zurück. Auch im Gesamtweltcup hat er inzwischen die Nase vorn.

Die Austria-Dominanz erinnerte an 2012, als Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern und Andreas Kofler den letzten von bislang nur drei Tournee-"Sweeps" (nach Finnland 1955 und Österreich 1975) schafften. Nun kam an einem denkwürdigen Tag Nummer vier hinzu.

Der Deutsche Skiverband (DSV) bewirbt sich mit Oberstdorf um die Nordische Ski-WM 2031. Das Wintersport-Mekka im Allgäu profitierte von einem Verzicht der sächsischen Orte Oberwiesenthal und...
Gut zwei Monate nach dem Anzugskandal bei der Nordisch-WM in Trondheim hat Norwegens Verband den Vertrag mit dem bislang suspendierten Skisprung-Nationaltrainer Magnus Brevig aufgelöst. Brevigs...
Der österreichische Skispringer Manuel Fettner wird seine Karriere nach der anstehenden Olympia-Saison beenden. "Es wird jedes Jahr nicht unbedingt leichter, mit den Jungen mitzuhalten", wird...
Der dreimalige Skisprung-Olympiasieger Kamil Stoch (37) beendet nach dem kommenden Olympia-Winter seine Karriere. "Ich möchte nicht wie Kasai sein, das habe ich deutlich gesagt. Daraus kann jeder...
Der norwegische Skispringer Robert Johansson hat gut zehn Wochen nach dem Manipulationsskandal bei der WM seinen Rücktritt erklärt. Die Entscheidung sei schon vor den Vorfällen in Trondheim...
Der Deutsche Skiverband (DSV) will schon 2031 wieder eine Nordische Ski-WM ausrichten. "Ja, wir werfen unseren Hut jetzt zwei Jahre früher in den Ring", sagte DSV-Vorstandsmitglied und...
Bine Norcic verlässt die skandalumwitterten norwegischen Skispringer und übernimmt den Job als Cheftrainer der Schweizer Nationalmannschaft. Der Slowene war rund um die jüngste WM in Trondheim einer...
Trainer-Coup bei den deutschen Skispringern: Der bisherige polnische Chefcoach Thomas Thurnbichler wechselt zum DSV und übernimmt den B-Kader. Dies gab der Verband am Mittwoch bekannt. Der 35 Jahre...
Für Skispringer Andreas Wellinger hätte die nachträgliche Zuerkennung des Weltmeister-Titels von Trondheim einen faden Beigeschmack. "Es wäre schön, bei der nächsten WM im World-Champion-Trikot zu...
Der deutsche Skisprung-Pionier Max Bolkart ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Der Oberstdorfer war der älteste noch lebende Gewinner der Vierschanzentournee. Im Winter 1959/60 hatte Molkart als...