München (SID) - Ski-Rennläufer Felix Neureuther hat seine Kritik am "Gigantismus" bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi (7. bis 23. Februar) erneuert. "Es ist für mich absoluter Wahnsinn, wenn ich höre, dass 50 Milliarden Euro für Olympische Spiele ausgegeben werden - vor allem in der jetzigen Zeit, in der über Dinge wie die Finanzkrise geredet wird", sagte Neureuther im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).
Wenn sich durch die Investitionen und die Spiele "in Russland politisch etwas verändern würde", meinte Neureuther, "dann hätten die 50 Milliarden ihre Berechtigung, weil sie etwas sehr Positives für ein ganzes Land bewirkt hätten. Aber wenn es nicht so sein sollte, war es rausgeworfenes Geld."
Neureuther betonte, er mache sich "Gedanken um den Sport, wie er in Zukunft aussehen soll. Da habe ich große Bedenken, große Sorgen, wenn Großveranstaltungen wie Olympische Spiele oder Fußball-Weltmeisterschaften an Orte vergeben werden wie Sotschi, Südkorea oder Katar. Es kommt so rüber, dass der Kommerz im Vordergrund steht. Ich sehe aber nicht ein, dass das so sein soll."
Der 29 Jahre alte Partenkirchener, der als einer der aussichtsreichsten deutschen Medaillen-Kandidaten für Sotschi gilt, betonte mit Blick auf die jüngste Vergabe-Politik: "So kann man bei den Menschen keine Emotionen wecken oder Lust auf die Spiele, vor allem nicht bei Kindern. Die sollen doch gefesselt vor dem Fernseher sitzen und voll dabei sein. Da zeigt der Pfeil sicher in die falsche Richtung."
Die Menschenrechts- und Sicherheitslage in Russland sieht Neureuther ebenfalls kritisch. "Man nimmt das natürlich wahr, macht sich Gedanken. Es kann mir keiner erzählen, dass das nicht so ist. So fokussiert und engstirnig kann keiner sein, dass er sich da keine Gedanken macht", sagte der WM-Zweite im Slalom.
In einem Interview mit der Bild-Zeitung monierte Neureuther zudem, dass Bundespräsident Joachim Gauck den Spielen ohne nähere Erklärung fernbleiben wird. "Herr Gauck hätte wirklich die Möglichkeit, mit den wichtigen und richtigen Menschen dort zu sprechen, auch mit Putin. Was bringt es, wenn ich jetzt sage: 'Es muss ein Umdenken stattfinden'?! Dazu fehlt mir als einzelner Sportler der Einfluss", sagte Neureuther.